fränkische Reichsteilungen

fränkische Reichsteilungen
fränkische Reichsteilungen
 
Kaiser Ludwig der Fromme, Sohn und Nachfolger Karls des Großen, hatte bereits 817 in der »Ordinatio imperii« versucht, eine Nachfolgeregelung für seine drei Söhne Lothar, Pippin und Ludwig zu etablieren, die - entgegen der im karolingischen Hause üblichen Teilungstradition - die Einheit des Reiches wahren sollte. So wurde der älteste Sohn Lothar zum Mitkaiser erhoben, während Pippin und Ludwig (der Deutsche) als Unterkönige über Aquitanien und Bayern herrschen sollten; weitere Teilungen wurden in der »Ordinatio« ausdrücklich ausgeschlossen.
 
Probleme ergaben sich jedoch, als aus einer zweiten Ehe Kaiser Ludwigs mit der Welfin Judith noch ein vierter Sohn, Karl (der Kahle), hervorging. Als der Kaiser 829 versuchte, auch diesen jüngsten Sohn mit Alemannien, Rätien, Elsass und einem Teil von Burgund auszustatten, kam es zu schweren Konflikten mit den übrigen Söhnen und einem Teil des Hochadels, in deren Verlauf Ludwig der Fromme abgesetzt (833), später aber wieder in sein Kaisertum restituiert wurde. Auch nach dem Tode des Kaisers (840) setzten die überlebenden Söhne Lothar, Ludwig und Karl - Pippin war bereits 838 verstorben - den Kampf um das Erbe fort, wobei sich nun Ludwig und Karl gegen den älteren Bruder verbanden, der nach der »Ordinatio« von 817 das Kaisertum für sich beanspruchte.
 
Nachdem Ludwig und Karl sich bereits 841 in der Schlacht von Fontenoy (südwestlich von Auxerre) militärisch gegen den Bruder durchgesetzt hatten, bekräftigten sie 842 ihr gegenseitiges Bündnis bei Straßburg im Angesicht der beiden Heere. Die in diesem Zusammenhang in den jeweiligen Volkssprachen (altfranzösisch und althochdeutsch) geleisteten »Straßburger Eide« sind im Wortlaut überliefert und verkörpern bedeutsame Denkmäler auf dem Weg zur französischen und deutschen Sprache.
 
Der Bruderkrieg wurde 843 durch den Vertrag von Verdun beendet. Das Reich wurde auf die drei Söhne aufgeteilt, wobei Karl der Kahle den Westen (Neustrien, Aquitanien und Burgund), Lothar den Mittelteil, der sich in einem schmalen Streifen von Mittelitalien bis zur Nordsee erstreckte, und Ludwig der Deutsche den Osten des Reiches (Bayern, Ostfranken, Hessen, Thüringen und Sachsen) erhielten. Nach dem Tode der Söhne Lothars, die keine männlichen Nachkommen hinterlassen hatten, kam es in Meerssen (870) und später in Ribemont (880) zu weiteren Teilungen, in deren Verlauf der größte Teil des ehemaligen Lotharreiches (ohne Italien) an das Ostfränkische Reich Ludwigs des Deutschen und seiner Söhne fiel.

Universal-Lexikon. 2012.

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